Moin,
also irgendwie reden wir jetzt aneinander vorbei

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Ich will nochmal versuchen, die Sache möglichst klar zu erklären, auch wenn mir das vllt. hin und wieder nicht so gut gelingt (sonst wäre ich wohl Lehrer geworden wie unser Achim

).
Also grds. ist es ja mal so, daß man von einem zyklischen Pitch im klassischen Sinne, wie man ihn von Paddelhelis kennt (dort gibt es eben die unmittelbare proportionale Beziehung zyklischer Pitch -> Drehrate um Nick- und Roll-Achse), bei FBL-Helis nicht reden kann, wenngleich es natürlich so ist, daß auch ein FBL-Heli zyklische Ausschläge braucht, um zyklische Bewegungen zu vollziehen.
Der Unterschied ist aber, daß man bei einem FBL-System nirgendwo die Möglichkeit hat, einen zyklischen Pitchwert in diesem klassischen Sinne zu messen, also z.B. zu sagen, man fliegt 8 oder 10 oder 12 Grad zyklischen Pitch, um damit eine bestimmte hohe oder niedrige Drehrate des Helis zu beschreiben.
Was man bei einem FBL-Heli stattdessen macht, ist zum einen, dem System mitzuteilen, welcher Servoausschlag gefahren werden muss, um am Kopf auf einen bestimmten vom System festgelegten zyklischen Pitchwert zu kommen. Das sind bei der AC-3X eben die berühmten 6-7 Grad, bei der Vstabi sind es 8 Grad und beim Beast weiss es der Geier (ich meine 6 Grad).
Mit dieser zyklischen Regelwegeinstellung legt man aber keineswegs irgendwas fest in Bezug auf tatsächliche zyklische Ausschläge im Flug oder in Bezug auf Drehraten, sondern diese Einstellung dient lediglich dazu, dem System mitzuteilen, wie die Geometrie des Kopfes ausschaut, damit es weiss, wie stark bei Abweichungen der Sollrate von der Istrate im Flug eingesteuert werden muss, d.h. ganz konkret wie stark der vom FBL-System unter den gegebenen Flugbedingungen (Abweichungen Soll - Ist) geregelte Servoausschlag sein soll / muss, um den Heli von der Istrate wieder auf die Sollrate zu bringen.
Das Ganze jetzt eigentlich nur mal zur Klarstellung, was man mit der Einstellung "zyklischer Regelweg (Beast) / Servowege (AC-3X) / zyklischer Weg (Vstabi)" eigentlich einstellt - wie gesagt, auf Drehraten o.ä. hat diese Einstellung absolut gar keinen Einfluss.
Jetzt zur Drehrate: Mit der Drehrate gibt man dem System nun tatsächlich vor, wie schnell der Heli sich um die jeweiligen "zyklischen Achsen" drehen soll, wenn man am Sender Vollausschlag gibt. Vorstellen kann man sich das in Form einer Verhältniszahl "Grad pro Sekunde". Bei der AC-3X bestimmt man diese Drehrate über den Roll- und Nickmischer, beim VStabi über den Wendigkeitsschieber, und beim Beast über die
Servowege im Sender.
Man kann, wenn der Heli auf der Werkbank steht, nirgendwo sehen oder nachmessen, welchen zyklischen Ausschlag das System tatsächlich fahren muss, um diese vom Piloten vorgegebene Drehrate zu erreichen, und deshalb kann man auch keine Angaben zu einem zyklischen Pitchwert machen in dem Sinne, wie man ihn bei Paddelhelis machen kann und gewöhnlich macht.
Was passiert nun im Flug, wenn ich am Sender zyklisch voll reinlange? Das System registriert meinen Steuerbefehl und weiss nun, daß der Heli sich mit der von mir vorgegebenen Drehrate bewegen soll. Es stellt sozusagen in Bruchteilen von Sekunden eine Abweichung fest zwischen der tatsächlichen Drehrate (sagen wir der Einfachheit halber null) und der von mir gewünschten Drehrate bei Vollausschlag, und entsprechend versucht das System nun, die Servos in eine Position zu fahren, daß sich der Heli mit der gewünschten Drehrate bewegt. Die Servos werden also so gefahren, daß eine tatsächliche Pitchwinkeländerung am Kopf vollzogen wird, es wird also vereinfacht gesagt zyklischer Pitch gefahren.
Jetzt kommt aber der entscheidende Unterschied: Dieser zyklische Pitchwert kann je nach Umgebungsbedingungen immer völlig unterschiedlich sein und er variiert auch dynamisch, sogar inerhalb einer Rolle oder eines Flips. Man kann also nicht sagen, daß das System die Servos z.B. immer in eine Position bringt, so daß 6 oder 7 oder 8 Grad zyklischer Pitch am Kopf entsteht, wenn ich voll reinlange, sondern dieser Pitchwert verändert sich im Grunde permanent, und zwar so, daß meine Drehrate eingehalten wird. Wieviel Grad Pitch das System tatsächlich fährt, ist auch hier wieder nicht erkennbar, da man während des Fluges nur schwer zyklischen Pitch messen kann

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So, und jetzt zum letzten Punkt, der im letzten Beitrag von mir angesprochenen zyklischen Taumelscheibenbegrenzung / Servolimits (AC-3X) / cyclic ring (VStabi): Wofür ist das gut bzw. was stellt man hier ein?
Denkbar sind Situationen (und diese treten nicht nur im 3D auf, sondern auch und insbes. beim Speedflug), wo das System starke zyklische Ausschläge fahren muss, um die vom Piloten vorgegebene Drehrate zu halten (beim Speedflug ist es z.B. so, daß das System stark Nick nach vorne steuert, damit der Heli nicht aufbäumt - der Pilot bekommt davon natürlich nichts mit

). Das System weiss aber nicht, wie stark es überhaupt die Servos "ausschlagen lassen darf" - es versucht ja lediglich die Drehrate zu halten. Dies kann nun dazu führen, daß das System die Servos so weit bewegen will (weil es das für notwendig hält bzw. es so errechnet), daß es zu mechanischen Problemen kommen kann in dem Sinne, daß die Taumelscheibe anläuft, die Servohörner anlaufen, die Gestänge sich verhaken etc. . Damit das nicht passiert, muss man dem System mitteilen, wie weit es unter den extremsten Bedingungen die Servos maximal fahren darf, ihm also eine "Grenze über alles" vorgeben. Über diese Grenze hinaus darf es die Servos keinesfalls fahren, auch dann nicht, wenn dieser Ausschlag nicht ausreicht, um die Drehrate zu halten.
Diese zyklische Grenze liegt meist weit jenseits von dem, was das System tatsächlich steuern muss, um unter neutralen Bedingungen die Drehrate zu halten. Man sollte hier also immer an die tatsächlichen Grenzen der Mechanik gehen.
Dieser zyklische Pitchwert (Grenzwert der Mechanik) hat aber ebenfalls wieder absolut keinen Einfluss auf die tatsächliche Drehrate des Helis außer eben in den extremsten Situationen wie z.B. beim Speedflug oder eben auch dann, wenn man von sich aus schon eine sehr hohe Drehrate vorgegeben hat (wie sie keiner von uns normalen Piloten fliegt), denn dann ist die Differenz bis zur Grenze natürlich geringer. Oder nochmal anders erklärt: Man legt damit fest, wieviel Luft dem System bleibt, um die vorgegebene Drehrate tatsächlich noch realisieren zu können.
Wenn dieser Wert nun z.B. bei Vollpitch positiv und / oder negativ bei 12 oder 15 Grad zyklisch (zusätzlich zum Kollektivpitch!) liegt, dann ist das keineswegs schlimm oder tragisch oder gleichbedeutend mit einer hohen Drehrate, sondern es ist ganz neutral gesagt nur eine mechanische Grenze.
So, ich hoffe, ich konnte mit meinem Roman hier nun alle Klarheiten beseitigen

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Grüße,
Marc